One to One: John & Yoko
Kevin Macdonald, Sam Rice-Edwards, GB, 2025o
Am 30. August 1972 spielte John Lennon in New York City sein einziges vollständiges Konzert nach dem Ausstieg bei den Beatles: das "One to One" Benefizkonzert im Madison Square Garden – ein mitreissender Auftritt zusammen mit Yoko Ono. Dieses musikalische Ereignis ist der Ausgangspunkt für diesen Dokumentarfilm, der einen Blick hinter die Kulissen und auf 18 prägende Monate von John und Yoko nach der Übersiedlung von England ins "Village" von Manhatten wirft, wo das Paar seinen Platz in der Gegenkultur der frühen 1970er Jahre suchte.
1971 zogen John Lennon und Yoko Ono von ihrem riesigen Anwesen in England nach New York, in ein bescheidenes Zwei-Zimmer-Apartment in Greenwich Village. Grund für den Wegzug war nicht zuletzt der Hass, dem sich Yoko Ono nach der Trennung der Beatles ausgesetzt sah. Schnell stiess das Paar in New York zur linken Aktivisten-Szene – und schaute tagelang amerikanisches Fernsehen. Das Apartment im Village wurde für den fesselnden Dokumentarfilm von Sam Rice-Edwards und Kevin Macdonald (One Day in September) aufwändig rekonstruiert. Interessanter ist die dichte Montage von historischen Fernseh-Schnipseln und von Archivmaterial, das die frühen Siebzigerjahre mit ihrer politischen Gewalt, Nixons Wiederwahl, der Antikriegsbewegung und Gegenkultur aufleben lässt. Präzis dazwischen geschnitten werden Konzertszenen, bisher unveröffentlichte Aufnahmen von John und Yoko sowie Mitschnitte von Telefongesprächen. Dabei erfahren wir, wie das prominente Paar seine Rolle innerhalb der linken Aktivistenszene suchte. Einmal wendet sich Lennon von einer geplanten Protestveranstaltung wegen drohender Krawalle ab und fragt, wo hier eigentlich die Frauen bleiben. Ein anderes Mal sieht man ihn mit mit seiner Frau beim Besuch einer internationalen feministische Konferenz – eher untypisch für Rockstars jener Zeit. Höhepunkt des Films aber sind zweifellos die restaurierten Aufnahmen des Benefizkonzerts «One to One» im Madison Square Garden vom August 1972: Lennon spielt an der Seite von Ono mit einer tollen Band jüngere Stücke wie «Imagine» und ältere wie «Come Together», dies so scharf, fokussiert und intensiv, dass die Zeitreise zur reinen Gegenwart wird.
Kathrin HalterGalerieo




