Juror #2

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Da Clint Eastwood bereits einige Filme zu viel gedreht hat (darunter The 15:17 to Paris und Cry Macho), war die Ankündigung dieses Juror #2, den er im Alter von 94 Jahren in aller Stille vorlegt, nicht unbedingt beruhigend. Doch der Film ist seine beste Arbeit seit einem Jahrzehnt. Eastwood agiert nicht mehr als Star und hat sogar Klavier und Gitarre weggepackt, um sich allein auf die souveräne, klassische Inszenierung zu konzentrieren. Das sorgfältig ausgewählte Drehbuch führt ihn zurück in sein geliebtes Georgia von Midnight in the Garden of Good and Evil, wo er sich diesmal auf einen Geschworenen in einem Femizid-Fall konzentriert. Dieser Justin Kemp steht kurz davor, Vater zu werden und ist ausserdem Alkoholiker in Behandlung. Er entdeckt zu spät, dass er mit dem Fall in Verbindung steht, kann das aber nicht sagen. Was er jedoch tun kann, ist zu versuchen, die Geschworenen umzustimmen, die zu schnell auf die Schuld des Angeklagten zu schließen. Kann er, allein gegen alle, wie einst der von Henry Fonda gespielte Geschworene in Twelve Angry Men, einen Justizirrtum verhindern und gleichzeitig verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt? Auch wenn diese Prämisse künstlich erscheinen mag, erweisen sich das Gerichtsdrama und die daraus resultierenden moralischen Fragen bald als absolut fesselnd. Die Besetzung ist besonders gelungen, angeführt von Nicholas Hoult in der Titelrolle über Toni Collette und Chris Messina als konkurrierende Anwält:innen bis hin zu den kleinsten Rollen. Was resultiert, ist ein selten gewordenes Filmvergnügen, das Spannung, Komplexität und – gerade in den USA von Donald Trump – so etwas Altmodisches wie Anstand vereint.